RÜCKKEHR IN DIE HEIMAT

Der Sammler und Mäzen Werner Gundelfinger – zum 100.-jährigen Geburtstag

Als Werner Gundelfinger, 1945 aus dem Schweizer Exil nach Fürth zurückkehrt, beginnt er Relikte einer zerstörten Welt zu sammeln. Er sammelt Judaika aus Franken und hütet sie in einer Zeit, in der die Trennlinie zwischen Täter und Opfer kristallklar ist, jüdische Gemeinden aufgebaut werden, niemand aber an eine Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland glaubt.

Mit 16 Jahren flüchtet Werner Gundelfinger im Nationalsozialismus mit seinen Eltern und seinem Bruder in die Schweiz. Unmittelbar nach Kriegsende kehrt er als junger Mann mit seinem Vater Alfred nach Fürth zurück. Sie hoffen, die Geschäfte des „arisierten“ und einst erfolgreichen Familienbetriebs – einer Textilwarenhandlung – wieder übernehmen zu können. Dies gelingt Werner Gundelfinger, doch eine Rückkehr in die Heimat ist das Leben in Fürth jedoch nicht. Die alte Heimat gibt es nicht mehr. Gundelfinger findet sich inmitten grundverschiedener Welten wieder, zwischen denen er sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit virtuos bewegt: zwischen der neuen Fürther orthodoxen und osteuropäisch geprägten Jüdischen Gemeinde und der amerikanisch-jüdischen Reform-Gemeinde der US-Allierten, zwischen den deutschen Tätern und denen, die geholfen hatten und der Schweiz, wo er die Schoa überlebte, aber zunächst nicht heimisch wurde.

Während der Ausstellungsproduktion wurde ein Filmbeitrag im BR gesendet.

Gundelfinger Torakrone

Gundelfingers Leben steht exemplarisch für das Leben deutscher Juden, die im Ausland überlebten und in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach Deutschland zurückkehrten. In einer Zeit, in der die Trennlinie zwischen Täter und Opfer kristallklar, der Heimatbegriff für Juden und Jüdinnen mit ambivalenten Gefühlen besetzt ist, und in der die Frage nach jüdischer Identität nach den Erfahrungen der Schoa und des Exils, neue Dimensionen annimmt.

Ein Zufall ist es vermutlich nicht, dass Werner Gundelfinger gerade in dieser Zeit eine ansehnliche Judaikasammlung zusammenträgt, die er auf Geschäftsreisen durch Franken in nichtjüdischem

Tallit und Kopfbedeckung

Besitz entdeckt. Der Nationalsozialismus beabsichtigte einst die Enteignung, die Vertreibung und die Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Judaika wurden perfider Weise und aus den unterschiedlichsten Gründen zu beliebten Sammlerstücken. Werner Gundelfinger sammelt alles, was er findet: Toraschmuck, Torarollen, Schabbatleuchten, Kidduschbecher, Besamimbüchsen, Chanukkaleuchter, hebräische Drucke und holt sie so „nach Hause“. Als seinen Besitz hütet er sie, bis er sie 1999 zusammen mit seiner Ehefrau

Suzanne und Werner Gundelfinger haben eine der wichtigsten Sammlungen im Jüdischen Museum Franken in Fürth gestiftet.

Suzanne, s.A., dem Jüdischen Museum Franken schenkt.

Die Ausstellungsandockung „Rückkehr in die Heimat“ im Jüdischen Museum Franken in Fürth zeigt eindrucksvoll am Beispiel Werner Gundelfingers wie ambivalent das jüdische Leben in Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit für zurückgekehrte Juden und Jüdinnen war. Die Schau wird anlässlich Werner Gundelfingers 100. Geburtstags gezeigt und wird ab Mitte Dezember zu sehen sein.

Sehr herzlich danken wir Ronnie Gundelfinger für die Leihgaben und die Unterstützung bei den Vorbereitungen für die Ausstellung.

Für die Förderung der Schau danken sehr herzlich:


LaufzeitEröffnung nach dem 30. Januar 2022
OrtJMF Fürth
Eintritt6 € regulär | 4 € erm.
ÖffnungszeitenKlicken Sie bitter hier, um unsere aktuellen Öffnungszeiten und Besuchsregeln während der Pandemie zu erfahren
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